DER MENSCH ALS SYSTEM - TEIL 1

Der Mensch als System - Teil 1

In diesem und im darauffolgenden Beitrag werden Schmerzen aus einer systemtheoretischen Perspektive betrachtet.

Jedes Lebewesen kann als Gesamtsystem betrachtet werden. Dabei lässt es in zahlreiche weitere Systeme gliedern. Der Mensch besteht aus verschiedenen biologischen Systemen wie dem Nerven- oder Immunsystem, welche unbewusst funktionieren und wir nicht willentlich beeinflussen können. Weiter bestehen wir aus psychischen Systemen, d.h. aus dem Bewusstsein mit unseren Gedanken oder Wahrnehmungen. Gleichzeitig sind wir in unterschiedliche soziale Systeme eingebunden.

In einem Zwiebelmodell kann dies vereinfacht dargestellt werden. Die unterste bzw. innerste Schicht stellen die biologischen Systeme dar. In der darüberliegenden Schicht oder Ebene ist die Psyche und noch weiter aussen sind die sozialen Systeme zu finden.

Jedes einzelne System besitzt die Fähigkeit, sich selbst zu erhalten, sich zu regenerieren und Störungen selbständig zu kompensieren. Dabei hat jedes System ein eigenes Kommunikationsmittel entwickelt, welches von den anderen Systemen nicht immer verstanden wird und auch nicht immer verstanden werden muss. Da alle Systeme stets in grössere Systeme eingebettet sind, werden sie auch durch diese jeweiligen „Umwelten“ beeinflusst und stehen so ständig miteinander im Austausch.

Zwischen den einzelnen Ebenen besteht eine Art Hierarchie der Einflussmacht. Im Normalzustand, also wenn sich das Gesamtsystem Mensch, entspannt und sicher fühlt, haben die äusseren Systeme einen grösseren Einfluss auf die inneren, darunterliegenden Systeme.

Beziehung Körper und Psyche

Wir können trotz verspanntem Nacken weiter arbeiten, wenn sich unsere Psyche über die biologischen Systeme hinwegsetzt. Beispielsweise können persönliche Ansprüche und Erwartungen an uns selbst eine Zeitlang dafür sorgen, dass wir uns gegen unangenehme körperliche Empfindungen durchsetzen.

Verspannen sich unsere Nackenmuskeln allerdings mit der Zeit zu stark, kann ihre Durchblutung beeinträchtigt werden und die Muskel und Faszien senden Signale via Nervensystem an unser Gehirn. Dort werden sie verarbeitet und je nach dem spüren wir dann eine unangenehme körperliche Empfindung oder eben Schmerzen. Reagieren wir dann immer noch nicht und arbeiten Woche für Woche so weiter, wird der Schmerz höchstwahrscheinlich stärker und vielleicht kommen sogar noch Kopfschmerzen oder Schwindel hinzu. Das ist meistens der Moment, wo es uns zu viel wird und wir werden sozusagen gezwungen, die Arbeit zu unterbrechen oder unsere Arbeitsweise zu verändern.

Wenn also die biologischen Systeme von aussen zu stark oder zu lange gestört werden, können sie sich diese nicht mehr selbst regulieren. Die von aussen einwirkenden Veränderungen werden als bedrohlich oder schädlich für den Organismus, und somit für den Menschen selbst, wahrgenommen. Wenn das geschieht, verändert sich die Einfluss-Hierarchie und verläuft von innen nach aussen.

Das sehen wir auch nach schweren Verletzungen oder Operationen. Die biologischen Systeme wurden so stark gestört oder verletzt, dass sie nun die Oberhand ergreifen müssen, um ihre Selbstregulation wieder herstellen zu können. Auf diese Weise können sie eine optimale Wundheilung und Regeneration gewährleisten. Wir merken das meistens daran, dass wir dann sehr müde sind und kaum anspruchsvolle kognitive Tätigkeiten durchführen können.

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